[1 von 3] Die 11 Kernkompetenzen eines Coaches: Beziehung als Grundlage

Mein letzter Beitrag zum Thema Führungskräfte Coaching beleuchtet die Tätigkeitsfelder eines Coaches. Des Weiteren geht es darum, was die heutige „Zeit der schnellen Veränderungen“ an Herausforderungen für Führungskräfte mit sich bringt und weshalb Coaching ein geeignetes Format zur Bewältigung dieser Herausforderungen darstellt.

Heute geht es um die Frage, wie Sie einen professionellen Coach erkennen und nach welchen Kriterien Sie diesen beurteilen können.

Was muss ein professioneller Coach mitbringen?

Diese Frage werde ich Ihnen anhand einer Liste der Kernkompetenzen beantworten, die weltweit von der International Coach Federation (ICF) genutzt wird und die Grundlage für unsere Coaching Arbeit in der MORITZ Consulting darstellt.

Es sind insgesamt elf Kernkompetenzen, die in vier Kategorien (Grundlagen, Beziehung, Kommunikation und zielorientiert Handeln) unterteilt sind. Der heutige Beitrag umfasst die ersten zwei Oberthemen und somit die ersten vier von elf Kernkompetenzen.

Vorweg: Unser Verständnis für die Kernkompetenzen eines Coaches

Da Coaching bis heute kein geschützter Begriff ist, und sich somit erst einmal jeder als Coach betiteln kann und tätig sein darf, stellt die Auseinandersetzung der folgenden Kernkompetenzen einen wichtigen Schritt, hin zur Professionalisierung des Coachings dar. An dieser Stelle ist anzumerken, dass alle in der MORITZ Consulting beschäftigten Coaches eine entsprechende Fachausbildung absolviert haben. Für einen erfolgreichen Coaching-Prozess, sehen wir neben diesem Fakt und den folgenden 11 Kernkompetenzen des ICF’s, die passende „Chemie“ zwischen Coach und Coachee als absolute Grundlage.

Kategorie A: Grundlagen schaffen

Kernkompetenz 1: Ethik und Professionsstandard

Seit etwa 2002 haben Coachingverbände angefangen, sich mit den Fragen der Ethik und der zunehmenden Professionalisierung näher zu beschäftigen. Bei verwandten Beratungsformen, wie der Psychotherapie beispielsweise, spielte diese Thematik schon früher eine Rolle.

Zunächst grenzten sich Fachleute und Verbände von denen ab, die sie für verwerflich hielten. „Es gehört zur unbedingten Wissens- und Kompetenzgrundlage eines jeden Coachs- und sollte auch zutiefst akzeptiert und wesentlich verinnerlicht sein – dass es Leit- und Orientierungsideen für verantwortungsvolles Coaching geben muss“. (Migge, B., (2014): Coaching und Beratung. 3., Auflage. Weinheim und Basel: Beltz.)

Aus unserer Sicht ist es also unbedingt notwendig, dass ein jeder Coach zu einer innerlich sowie äußerlich erkennbaren Ethik verpflichtet.

Im Kontext des Coachings ist es nicht wie in der Philosophie die theoretische Ethik, sondern die Beschäftigung mit der angewandten Ethik, in der es sehr praktisch zugeht. Ein wichtiger Teil dessen ist eine sogenannte Coachingvereinbarung. Diese gehört In der MORITZ Consulting zum Standard eines jeden Coachings und umfasst die wichtigsten Punkte für eine erfolgreiche gemeinsame Zusammenarbeit.

Innerhalb unserer Coachingvereinbarung werden konkrete Werte, Normen, Definitionen, Handlungsrichtlinien und Maßstäbe über „richtiges“ Tun vereinbart.

Zur Veranschaulichung nun ein Beispiel für eine ethische Leitidee von professionellem Coaching. „Ich stelle mich und meine Arbeit immer wieder infrage, indem ich Teil von Interventionsnetzwerken bin, mich supervisieren lasse, mich der Ethik eines Verbands anschließe und mich kontinuierlich fortbilde.“ (Migge, B., (2014): Coaching und Beratung. 3., Auflage. Weinheim und Basel: Beltz.) Darüber hinaus bilden sich unsere Coaches kontinuierlich weiter.

Kernkompetenz 2: Arbeitsvereinbarung

Die passende Form der Interaktion, welche für die Bedürfnisse des gecoachten hilfreich ist, sollte jeder Coach erkennen und diese mit dem jeweiligen Coachee partnerschaftlich erarbeiten.

Der Coach ist hierbei für die klare Kommunikation dieser Themen verantwortlich. Sollte ein Thema nicht sofort klar greifbar und definiert sein, gilt es „den Tiger zu fangen“ und gemeinsam mit dem Coachee das bzw. sein Thema zu finden und klar zu definieren.

Ein kompetenter Coach behält dabei immer die Ziele des Klienten im Fokus. Mögliche Ziele können z.B. die Lösung von Handlungsblockaden, Ängsten und Unsicherheiten sein.

Wir in der MORITZ Consulting arbeiten in diesem Zusammenhang mit Skalierungen. Diese Skala kann beispielsweise von 1 bis 10 gehen und immer wieder messen, wie stark das angestrebte Ziel bereits erreicht wurde. Unterstützende Fragen können hierbei beispielsweise folgende sein: Sind wir noch dabei, an Ihrem Anliegen und Ihrem Ziel zu arbeiten und wo genau stehen Sie dabei jetzt?

Kategorie B: Die Beziehung gemeinsam gestalten

Kernkompetenz 3: Vertrauen und Würde

Ein Coach muss eine würdevolle, vertrauensvolle, respektvolle und sichere Arbeitsbeziehung herstellen. Hierzu ist es wichtig, dass der äußere Rahmen stimmt, zu dem die Einstellung und Begegnungsfähigkeit zählen. Ein professioneller Coach hat ein ehrliches Interesse am Wohlergehen seines Klienten. Dabei ist es unabdingbar, dass der Coach seinen Klienten als Individuum mit all seinen Eigenheiten im Denken, Fühlen und Lernen wahrnimmt, sowie diesen mit Integrität als Partner in dieser Arbeitsbeziehung respektiert.

Er nutzt diese Selbstwahrnehmungen zu kritischer Reflexion in Intervisionen und Supervisionen, um über den Übertragungs- oder Projektionsgehalt dieser Wahrnehmungen besser reflektieren zu können.“ (Migge, B., (2014): Coaching und Beratung. 3., Auflage. Weinheim und Basel: Beltz.)

Ein Coach sollte sich unbedingt immer wieder selbst reflektieren. Es kann während des Prozesses der Zusammenarbeit vorkommen, dass der Coach seinem Klienten gegenüber negative Gefühle entwickelt. Um damit professionell umgehen zu können, eignen sich Supervisionen, in dem der Coach sich mit einem erfahrenen Kollegen austauscht um seine Denkmuster und das daraus resultierende Verhalten zu reflektieren.

Kernkompetenz 4: Engagement und Präsenz

Ein kompetenter Coach sollte sich stets intellektuell und emotional für seinen Klienten engagieren. Doch muss er hierbei unbedingt darauf achten, dass sich Überengagement im Sinne von einer Identifikation nicht auf seiner Seite gegenüber dem Gecoachten entwickelt.

Der äußere Rahmen für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit stellen hierbei der Raum, Ort, Zeit und die Störungsfreiheit dar. Ein weiteres wichtiges Merkmal ist, dass der Coach auch seine eigenen Fehler erkennt und diese gegenüber seinem Klienten benennen und korrigieren kann.

Fazit: Kernkompetenzen eines Coaches als Kompass

Zusammenfassend zu diesen „ersten“ vier Kernkompetenzen eines professionellen Coaches lässt sich sagen, dass dieser sich und seine Arbeitsweisen regelmäßig reflektieren sollte, die passgenaue Interaktion zwischen sich und seinem Klienten erkennen und umsetzen muss.

Darüber hinaus sollte der Coach ein ehrliches Interesse am Wohlergehen seines Klienten haben und ihn als Individuum mit all seinen Eigenheiten im Denken, Fühlen und Lernen wahrnehmen, sowie auch in der Lage zu sein, die eigenen Fehler zu erkennen, diese zu benennen und zu korrigieren.

Innerhalb des nächsten Beitrags befassen wir uns rund um das Thema Kommunikation und  den wichtigen und spannenden Kernkompetenzen des „Aktiven Zuhörens“, den wirkungsvollen Fragen“ und der direkten Kommunikation“. Somit lernen Sie weitere wichtige Faktoren kennen, an denen Sie selbst einen professionellen, von einem nicht professionellen Coach unterscheiden können.

„Die Sprache ist die Kleidung der Gedanken.“

Samuel Johnson

In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal!

Beste Grüße Ihr Moritz Henne

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